Tony Attwood - Leben mit dem Asperger Syndrom
Von Kindheit bis Erwachsensein - alles was weiterhilft
Ein Buch vom weltweit bekanntesten Asperger-Experten.
Was ist das Asperger Syndrom?
Am einfachsten versteht man das Asperger-Syndrom, wenn man es als die Beschreibung einer Person betrachtet, die die Welt anders als andere wahrnimmt und begreift.
Wege zur Diagnose
andere Entwicklungsstörungen (Sprache, Bewegung, Ernährung, Angst...)
affektive Störung - generalisierte Angststörung - während sozialer Situationen
Verhaltens- oder Persönlichkeitsstörung
Regeln werden nicht eingehalten, Kompromisse nicht möglich, Streitigkeiten
Diagnose bei Familienmitgliedern
Kompensation und Anpassung
- reaktive Depression
- Flucht in die Phantasie oder zum Spezialinteresse
- Leugnen und Überheblichkeit
"Gott-Modus", dominieren statt kommunizieren, Macht und Kontrolle, Wunsch nach Vergeltung, Streitsucht - Nachahmen
Schauspiel statt Interaktion, evtl. Wechsel des sozialen Geschlechtes
Diagnose
Annehmen oder leugnen? Selbsteinsicht, Veränderungswillen
Diagnosekriterien und deren Entstehung
Diagnose bei Mädchen schwieriger, soziale Anpassung gelingt besser, oft erst im Erwachsenenalter
Soziales Verständnis und Freundschaft
Zurückgezogenheit, viele Menschen bedeuten viel Anstrengung, Freundschaften fördern, Interaktion üben
Die Person mit Asperger-Syndrom fühlt sich wohler, wenn soziale Interaktionen kurz und zweckgerichtet sind. Wenn dieser Zweck erreicht ist, möchte sie die Interaktion oder Teilnahme am liebsten beenden. ... Die Person muss gehen, weil sie erschöpft ist, nicht, weil sie keine Rücksicht nehmen möchte.
Hänseln und Bullying
lebenslange Auswirkungen von Hänseln, rechtzeitiges Erkennen, Strategien entwickeln
Bullying: Ungleichgewicht der Macht; Absicht, anderen zu schaden; leidende Zielperson
Schikane: Diebstahl, Gerüchte, Demütigungen, obszöne Gesten, Ausschluss von Gruppenaktivitäten
Asperger-Kinder sind oft Opfer, weil
- ihr Verhalten als aufdringlich oder dominant empfunden wird.
- sie meist allein da stehen.
- sie nicht einschätzen können, wer ihnen wohlgesonnen ist.
Theory of Mind
Die Fähigkeit Gedanken, Überzeugungen, Wünsche und Absichten anderer Menschen zu erkennen und zu verstehen, um deren Verhalten einschätzen und um vorhersagen zu können, was sie als Nächstes tun werden.
Empathie
Auswirkungen im Alltag:
- Gesichtsausdrücke nicht erkennen
- Dinge wörtlich verstehen
- als unfreundlich gelten
- verletzende Wahrheiten äußern (Fettnäpfchen)
- Fauxpas: taktlose Bemerkung oder Handlung
- verpetzen, strenge Einhaltung von Regeln
- Gefühl, alle wollen einem Böses
- keine Hilfe holen
- Schwierigkeiten Konflikte zu lösen
- hoch reflektive Selbstwahrnehmung
- Unsicherheit im Umgang
- starke Erschöpfung
Gefühle verstehen und ausdrücken
affektive Störungen in der Familiengeschichte, neuroanatomische Veränderungen, Gesichtsblindheit (Prosopagnosie)
"Das Leben ist entweder glücklich oder unglücklich, wütend oder nicht wütend. Alle Gefühle dazwischen bekomme ich nicht mit. Ich springe von Ruhe zu Panik in einem einzigen großen Schritt."
- abrupte Gefühlswechsel
- Gefühle werden intellektualisiert
- kaum fähig zu trösten
- Angst falsch zur reagieren
Angststörungen, Zwangsstörungen, posttraumatische Belastungsstörung, Mutismus, Depressionen, selbstverletzendes Verhalten
WUT
statt Trauer, Distanz halten, emotionale Erpressung, Rache, Umgang mit Wut
LIEBE
für die meisten ein unbekanntes Gefühl, Mitgefühl vorhanden, Zärtlichkeiten evtl. unangenehm, neurologische Erklärung
TO DO: kognitive Verhaltenstherapie, affektives Lernen, Intensität kennenlernen, kognitive Restrukturierung, emotionaler Werkzeugkasten, Entspannungstechniken...
Jeder ist dafür verantwortlich, was seine Gefühle bei anderen bewirken.
Spezialinteresse
sammeln von Fakten oder Dingen, katalogisieren, repetitive Routinen, Thema nach Talent
Nutzen: Angst überwinden, macht Spaß, entspannt, Zusammenhänge suchen, die Welt verstehen, Flucht, gibt Identität, Selbstbewusstsein, Gesprächsthema
CAVE: frisst Zeit und Geld, evtl. gefährlich
Sprache
Diagnose, Stärken und Schwächen
- Konversation - Monolog statt Dialog
- sprechen aus, was ihnen in den Sinn kommt
- sind schlechte Zuhörer
- Wahrheit wichtiger als Kränkung
- unverständliche Berichte
- alles wörtlich verstehen
- Redewendungen unverständlich
- ungewöhnliche Sprachmelodie bzw. Betonung
- pedantisch
- Ungenauigkeit quält
- selektiver Mutismus in stressigen Situationen
- auditive Beeinträchtigung
Kognitive Fähigkeiten
besonderer Lernstil, Probleme mit der Aufmerksamkeit, wenig Durchhaltevermögen, Impulsivität, Arbeitsgedächtnis "kleiner", Mangel an flexiblem Denken, aus Fehlern wird nicht gelernt, mangelnde Organisationsfähigkeit, schwache zentrale Kohärenz (Details werden erkannt, Zusammenhänge nicht), gute Erinnerung an die früheste Kindheit
Bewegung und Koordination
Gangunsicherheiten, Probleme mit Gleichgewicht, ungeschickt, wenig Rhythmusgefühl, schlechte Handschrift, Tics, Katatonie
Sensorische Empfindlichkeiten
Geräusche, Berührung, Licht, Geschmack, Geruch, Beschaffenheit von Nahrung, andere Wahrnehmung von Schmerz und Temperatur, Synästhesie
OVERLOAD
Langfristige Beziehungen
Beziehungsprobleme, Vernachlässigung sozialer Kontakte, Gesten der Zuneigung fehlen, Mangel an Aufmerksamkeit, unterschiedliche Bedürfnisse, fehlende Kompromissbereitschaft, nichtautistischer Partner oft emotional erschöpft, spezielle Paarberatung, Familie
Psychotherapie
was hilft - was nicht
Wer bin ich? Aufbau eines Selbstbildnis, um nicht in die Falle zu gehen:
- Depressionen (negatives Selbstbild)
- Flucht in die Fantasie
- Arroganz (überhöhtes Selbstbild)
- Überleben durch Nachahmung (keine eigene Identität)
Psychologie der persönlichen Konstrukte; verstehen und akzeptieren, wer man ist
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